Tuesday, June 4, 2013

Klimaleaks - UBA informiert seine Freunde

Der folgende Text wurde mir zugespielt mit dem Hinweis, er sei von Mitarbeitern des UBA an ausgewählte Personen verschickt worden. Ein wesentlicher Satz ist wohl: "Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch, Kritik an der eigenen Position ertragen zu können. Auch von staatlichen Stellen.

Siehe auch die ausführliche Diskussion hier auf der Klimazwiebel zur UBA Stellungnahme.




Stellungnahme: 

Unsere Publikation „Und sie erwärmt sich doch“ hat viele Reaktionen ausgelöst. Neben Zuspruch, gibt es auch deutliche Kritik, insbesondere daran, dass in der Veröffentlichung auch Journalisten und Autoren genannt werden. Wir begrüßen jede öffentliche Debatte über den Klimawandel – gerne auch robust und mit Leidenschaft geführt. Jede und jeder soll sich beteiligen. Darum haben wir diese (hoffentlich) gut verständliche Broschüre erstellt. Wir möchten – so wie unser gesetzlicher Auftrag ist - gerade Nichtexpertinnen und -experten die Klima-Debatte näherbringen; Menschen, die oft keine Zeit oder Lust haben, sich durch dicke Klimaberichte zu quälen. Wir sprechen auch niemandem das Recht ab, mitzudiskutieren – egal ob fachlich bewandert oder nicht. Im Gegenteil: Unsere Broschüre ermöglicht Teilhabe an demokratischer Meinungsbildung.

Dabei ist es egal, ob man die von uns dargestellten Positionen der Mehrheit der Klimaforscherinnen und -forscher nun für richtig und überzeugend hält oder nicht. Jede und jeder mag das selbst entscheiden. In einer Demokratie mit grundrechtlich garantierter Meinungs-, Gewissens- und Forschungsfreiheit ist das zu Recht ein hohes Gut. Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch, Kritik an der eigenen Position ertragen zu können. Auch von staatlichen Stellen. In der aktuellen Debatte über unsere Broschüre wird die Meinungsfreiheit immer wieder hochgehalten. Manche sehen sie verletzt, mitunter ist von staatlichem Rufmord die Rede. Wir halten diese Kritik für nicht berechtigt. Wir sagen schlicht, dass mitunter Positionen vertreten werden, die nicht mit Ansichten der überwältigenden Mehrheit der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler übereinstimmen. Damit sprechen wir aber keine Denk-, Sprech-, Schreib- oder sonstigen Verboten aus, wie oft zu lesen war. Wir verlinken sogar Artikel, denen wir uns wir inhaltlich nicht anschließen. All das schafft Transparenz, ermöglicht Debatte und stützt so die Meinungsfreiheit.

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ist es völlig üblich, Quellen und Autoren zu nennen und dementsprechend kenntlich zu machen. Daher haben wir Ross und Reiter benannt. Dass wir im Gegenzug unsere Autorinnen und Autoren nicht namentlich nannten, war ein Fehler.  Wir haben die Namen im Impressum bereits am Dienstagmittag online ergänzt. Im gleichen Atemzug haben wir die Gilbung einzelner Personen herausgenommen, die wissenschaftlich zumindest unüblich ist und daher auf berechtigte Kritik gestoßen ist.

Ein letzter Punkt: Es ist nicht der Anspruch des Umweltbundesamtes festzulegen, was wissenschaftlich letztlich richtig ist. Das kann niemand. Und eine staatliche Institution schon gar nicht. Wissenschaft lebt vom Zweifel und von Zweifelnden. Die vielen hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Umweltbundesamt leben diesen Grundsatz täglich. Wissenschaft muss aber auch lernen, mit Unsicherheiten umzugehen, muss praktikable Lösungen für Umweltprobleme vorschlagen, bevor Dinge zu 100 Prozent durchdrungen sind. Wer der letzten Gewissheit nachjagt, wird selten fündig. Was sollen wir Menschen in Bangladesch raten, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind? Sollen wir warten, bis in der Wissenschaftsgemeinschaft eine wirklich 100-prozentige Einigkeit darüber besteht, dass es die Treibhausgase sind, die das Leben am anderen Ende des Planeten bedroht? Kurz: Wer auf vollständigen Konsens, also die 100-prozentige Gewissheit aus ist, der lähmt sich und andere – mit allen Konsequenzen. Aus diesen Grund stützt sich unsere Broschüre – sehr pragmatisch und anwendungsorientiert – auf die ganz überwiegende Meinung innerhalb der Klimawissenschaft.

Die Diskussion und insbesondere die sachliche Kritik an unserer Veröffentlichung nehmen wir ernst. Wir werden die Debatte darüber intern und auch mit Externen weiter führen und dies in unsere künftige Publikationstätigkeit einfließen lassen.

6 comments:

Günter Heß said...

Ich stelle mir einfach vor, was in der Bundesrepublik, auf den Straßen, im Bundestag und an den Universitäten los Anfang der Neunziger los gewesen wäre, hätte das UBA jemanden wie Vahrenholt für „Seveso ist überall“ an den Pranger gestellt.
Dem Verfassungsschutz wirft man in den Medien häufig vor auf dem „rechten“ Auge blind zu sein. Ist das UBA auf dem „grünen“ Auge blind?

S.Hader said...

Ehrlich gesagt kommt mir der Inhalt recht merkwürdig vor. Beispielsweise "Wir begrüßen jede öffentliche Debatte über den Klimawandel" vielleicht noch zu jedem Preis kann nicht wirklich das Ziel sein, insbesondere wenn die Debatte nicht zur Versachlichung beiträgt. Es vermittelt auch den Eindruck, je mehr man darüber redet, umso besser ist das für die Gesellschaft. Ein anderes Beispiel: "Kurz: Wer auf vollständigen Konsens, also die 100-prozentige Gewissheit aus ist, der lähmt sich und andere – mit allen Konsequenzen. Aus diesen Grund stützt sich unsere Broschüre – sehr pragmatisch und anwendungsorientiert – auf die ganz überwiegende Meinung innerhalb der Klimawissenschaft." Auch das finde ich merkwürdig. Wer fordert denn offiziell das alle zu 100% überzeugt werden müssen? Wirklich seltsam. Wie ich schon mal sagte, informative Aufklärungsarbeit halte ich auch für eine Behörde für wichtig. In anderen Bereichen ist das völlig normal (siehe Gesundheitsprävention). Von daher halte ich vom Prinzip eine Informationsbroschüre über die Klimadebatte für durchaus gut. Nur die Umsetzung war kritikwürdig. Aber die Hauptaufgaben eines UBA sollten eigentlich darin bestehen, gerade Projekte wie die Energiewende und mehr Umweltschutz zum Erfolg zu verhelfen und nicht indirekt schon nach Schuldigen suchen, wenn es nicht klappen sollte. Ineffizienzen beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind nicht die Schuld von irgendwelchen Klimaskeptikern.

Günter Heß said...

Zustimmung, Herr Hader.
Außer was hat die Energiewende mit Umweltschutz zu tun?

Müsste nicht das UBA vor allem die Missstände der Energiewende die die Umwelt schädigen in den Griff bekommen.

Grüße
Günter Heß

S.Hader said...

"Außer was hat die Energiewende mit Umweltschutz zu tun?"

Jede praktische Form von Energiegewinnung stellt eine Form der Umweltbelastung dar. Das UBA kann dabei untersuchen und steuern, wie stark diese Belastungen werden, so meine Ansicht.

"Müsste nicht das UBA vor allem die Missstände der Energiewende die die Umwelt schädigen in den Griff bekommen."

Genau das meinte ich.

wflamme said...

Es bleibt also lediglich einigen Auserwählten vorbehalten, das UBA auch beim Zurückrudern beobachten zu dürfen?

Werner Krauss said...

Jakob Augstein hat in seiner
spiegel-online Kolumne auch etwas zur UBA Studie und Maxeiner und Miersch zu sagen:

"Die alte Ideologie und die wirtschaftlichen Interessen haben lautstarke Verteidiger. So wie die Journalisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch. In einer Broschüre über den Klimawandel nannte das Umweltbundesamt die beiden neulich zurückhaltend "Klimawandelskeptiker" - in Wahrheit sind sie Ideologen der intellektuellen Stagnation. Sie füllen eine wöchentliche Kolumne in Springers "Welt", die in den rechten Ecken des Internets nachbereitet wird. Ihr Ziel: die Ergebnisse der Klimaforschung ins Lächerliche zu ziehen. Wahlweise rechnen die beiden mit statistischen Taschenspielertricks die menschengemachte Erderwärmung weg oder geben gleich der Sonne die Schuld. Und dabei haben sie nichts als Spott und Häme für jene Menschen übrig, die uns alle zur Umkehr mahnen. Das ist Auftragsjournalimus im Interesse der Wirtschaft, und das Umweltbundesamt hatte Recht, diese Form von Lobby-Journalismus bloßzustellen."